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FAHRRAD-MAFIA
Millionenschäden durch Fahrraddiebstahl
... und alle schauen zu!
Der angerichtete Schaden welcher in Europa durch Fahrrad-Diebstahl entsteht, dürfte heute weit größer sein als jener durch Banküberfall. Trotzdem wird kaum etwas dagegen unternommen. Auch in Südtirol toben die Diebe wie von einer Tarantel gestochen. Es vergeht kaum ein Tag an dem man nicht von einem Diebstahl hören würde.
erstellt im Juni 2017
Ich weiß nicht ob es überhaupt noch Sinn macht sich diesem Thema zu widmen. Es scheint fast so, als ob Polizeiorgane und Gerichtsbarkeit längst aufgegeben hätten. Es geht um das leidige Thema Fahrraddiebstahl. Selbst die Presse berichtet nur noch sporadisch über dreiste Fälle, von denen es tolle Videos von Überwachungskameras gibt, die zumindest auf den Webportalen „Klicks“ bringen. Fakt ist, dass täglich Fahrräder den Besitzer wechseln. Nur in schweren Fällen, mit sehr großem Schaden, werden diese Fälle zumindest bei der Polizei angezeigt. Der Rest bleibt Dunkelziffer. Fakt ist auch, dass unsere Presse sehr wohl seitenweise über einen Banküberfall berichtet bei dem 5, oder 10 Tausend Euro erbeutet werden, während fast täglich ein Lieferwagen mit Diebesgut im Wert von weit mehr als 30.000 Euro über die Grenzen – meist gegen Osten – brettert. Für Südtirol gibt es wahrscheinlich kaum realistische oder bestätigte Zahlen. Zum Vergleich; nur in Bayern entsteht pro Jahr ein Schaden von fast 15 Millionen Euro. Das entspricht ca. 30.000 gestohlenen Fahrrädern. In ganz Deutschland sind es 177 Millionen Euro. Wobei der Trend in den letzten Jahren vermehrt auf hochpreisige und sehr wertvolle Rennräder, Mountainbikes und jetzt natürlich auch E-Bikes geht. Wer also in der Grundschule im Fach „Rechnen“ nicht durchgefallen ist, wird schnell feststellen, dass Fahrrad-Diebstahl derzeit den größten wirtschaftlichen Schaden überhaut verursacht. Abgesehen von Steuerhinterziehung und „Bankenrettung“ vielleicht. Diese „Schäden“ werden bekanntlich „sozialisiert“ und auf die Masse
umverteilt.
Dreiste Fahrraddiebe 2016 in Bozen
Zurück ins Heute und nach Südtirol: ich habe in der Presse leider noch nichts davon gelesen, aber dass in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch dieser Woche in Gries mindestens vier hochwertige Fahrräder gestohlen wurden ist Fakt. Drei gehörten guten Bekannten von mir und ein weiteres wurde keine 100 Meter entfernt aus einem PKW entwendet. Im zweiten Fall ist es nicht nur das sündhaft teure Rennrad, sondern auch ein nagelneuer Rennradhelm und Schuhe, die dem Rennradler geklaut wurden. Dazu kommt der Schaden einer eingeschlagenen Heckscheibe. Die beiden „Geschädigten“ haben sich nur zufällig bei der Quästur getroffen, wo sie „Anzeige gegen Unbekannt“ erstatteten. Beide fragten sich schließlich wie viel denn wohl geklaut würde, wenn sie beide das gleiche Delikt innerhalb von 15 Minuten zur Anzeige brächten.
Ich persönlich hatte von einigen Wochen Glück. Den Dieben ist beim Versuch den Schlüsselbart aus dem Zylinder des Garagentors zu ziehen die entsprechende Spezialschraube gebrochen. Vielleicht gestört durch irgendwas sind sie unverrichteter Dinge wieder abgezogen. Der Schaden am Garagentor von ca. 300 Euro ist da noch zu verkraften. Nicht zu verstehen ist in diesem Fall hingegen die Unkenntnis und der Dilettantismus der herbei gerufenen Einsatzkräfte. Nach der Besichtigung des Schadens am Schloss bezeichneten sie die vermeintlichen Diebe als „Dilettanten“ und Anfänger. Dabei sollten Polizeikräfte, die sich mit Einbrüchen beschäftigen, eigentlich wissen, dass es sich genau bei dieser Methode um die einfachste, schnellste und sogar geräuschärmste überhaupt handelt. Ich weiß es seit damals - nach Internet-Recherchen.
Dieses „Tool für Schlüsseldienste“ gibt’s ab gut 100,00 € im Internet zu kaufen – für Jedermann.
Fest steht, dass es sich wohl in all diesen Fällen um ziemlich professionelle Diebe handelte, die es speziell auf Fahrräder im höheren Preissegment abgesehen hatten. Der geschätzte Wert der vier kürzlich erbeuteten Räder (mit Zubehör) beläuft sich jedenfalls auf weit über 12.000 Euro. Geraubt innerhalb von wenigen Minuten und verladen in einen unscheinbaren Lieferwagen, in welchem vielleicht schon zehn weitere Bikes auf ihr Ziel in der Ukraine oder in Rumänien warteten. Ukraine und andere Ostblockländer deshalb, weil selbst die Polizei davon ausgeht, dass die meisten in Italien gestohlenen „Super-Bikes“ dort landen. In Deutschland soll das Ziel hauptsächlich Polen und Rumänien sein. Die Routen und Zielorte sind im Prinzip längst bekannt. TV-Reportagen in Italien und Deutschland haben das alles längst aufgedeckt. Die Journalisten hatten sich mit versteckten Kameras als interessierte Käufer ausgegeben und dabei die Praktiken der Fahrrad-Mafia nachgezeichnet. Andere haben auf Internet-Portalen das eigene Renn, - oder Mountainbike entdeckt und können sozusagen nichts anderes tun als es einfach „zurück zu Kaufen“ oder sich damit abzufinden, dass niemand ihm helfen wird können. Auch nicht die Polizei, nicht die unsere und schon gar nicht jene in der Ukraine, Rumänien, Polen oder Estland. Die „Händler“ dort zahlen dem Netzwerk von Dieben gute Gagen für ihre Arbeit und können mit dem „erwirtschaftetem Gewinn“ alles bestechen was bestechlich ist. Mit all diesen Millionen die sich damit verdienen lassen ist das in diesen Ostländern kein größeres Problem. Ein Händler sagte einem TV-Reporter sogar, dass das hier alles legal sei. Er habe die Räder gekauft und somit sei er in seinem Land berechtigt diese auch wieder zu verkaufen. Die Herkunft interessiere ihn nicht weiter. Wenn jemand ein so gut wie neues oder leicht gebrauchtes Rennrad, welches in Europa im Laden 7.000 Euro kostet, haben wolle ... beim ihm koste es 3.500 €. Auf Bestellung sei fast jede Marke und jedes Modell innerhalb von einer Woche zu haben. Auch Bestandteile wie Laufrädern (ein Karbon-Laufradsatz kann einige 1000 € kosten) oder Ketten-Schaltungen seien kein Problem.
Und ja, es ist in der Szene längst bekannt, dass bei jeder größeren Rad-Veranstaltung mit vielen Teilnehmern abends unzählige Race-Bikes nicht durch eigene Muskelkraft „Beine bekommen haben“.
Der finanzielle Schaden ist jedenfalls immens. Für Rad-Besitzer ebenso wie für Versicherungen, die z.B. in Deutschland einen Schaden von rund 100 Millionen Euro jährlich zu beklagen haben. Die Polizei schaut dabei größtenteils nicht mehr hin und hat kapituliert.
Und was ist das Schlimmste daran? Dass es kein „Thema“ mehr ist! Die Fahrrad-Hersteller und viele drum herum profitieren schließlich auch davon. Wenn in ganz Europa jährlich schätzungsweise mindestens eine Milliarde Fahrräder gestohlen werden, dann werden die Bestohlenen mit hoher Wahrscheinlichkeit wieder eins kaufen. Und jetzt darf ich wieder den Grundschüler heran ziehen, der im Fach Rechnen nicht durchgefallen ist. Ein Schelm wer böses dabei denkt?
Fahrradfahrer und Experten fordern daher mehr Einsatz von Polizei, Behörden, Herstellern und Presse. Letztere sollte dieser Thematik jene Wichtigkeit zugestehen die ihr zusteht. In Bozen, in einer Nacht, gar einige Bürger um je 3.000 bis 10.000 € ärmer machen ist nicht nichts, sondern eine entsprechende Nachricht wert! ... damit es Thema wird, damit die Politik aufmerksam wird und damit die Polizei wachgerüttelt wird. Kaum 10% Aufklärungsquote (noch weniger im Hochpreis-Segment) sind schließlich keine Federn mit denen sich Polizeiorgane schmücken könnten.
Zusatz Juli 2017: Wie inzwischen in der Szene durchaus bekannt bieten die Hehler die gestohlenen Bikes nicht mehr in jenen Ländern an in denen sie geklaut wurden. Selbst wenn ein Bestohlener sein Rad im Internet als "second hand bike" findet wird er kaum Antwort erhalten, wenn das Mail oder das Telefonat aus jenem Land stammt in welches es gestohlen wurde.
Einige zusätzliche Fakten aus Österreich:
- 36% der Einwohner wurden bereits Opfer eines Fahrraddiebstahls -10% sogar mehrmals.
- 8 – 14 Millionen € offizieller Schaden / Dunkelziffer 118 – 196 Mio. €
- Fahrzeugdiebstahl im Vergleich 2015; 143 LKW – 830 sonstige – 1.471 Krafträder – 1.712 PKW´s aber 28.018 Fahrräder. Wobei die Dunkelziffer mindestens 8-mal höher sein dürfte
- Aufklärungsquote bei Autos = 16,1% - bei Fahrrad 4,8 %
- 50% der Diebstähle finden im Wohngebäude oder am Wohnort statt.
Zusätzliche Hinweise:
- Wenn es die Hersteller wirklich ernst nehmen würden, dann könnten sie ohne weiteres ein eigenes großes Netzwerk (Datenbank) anlegen in welchem Rahmennummern vermerkt und registriert werden. Zumindest im Hochpreis-Segment würde das durchaus Sinn machen. Jedes Rad welches irgendwann bei einem Händler in der Werkstatt oder zum Wiederverkauf auftaucht, könnte automatisch mit der Datenbank abgeglichen werden.
- Händler die angeben jedes Rad – auch ohne Herkunftsnachweis – anzukaufen, müssten polizeilich kontrolliert und bei nachgewiesenem Vergehen wegen Hehlerei angezeigt werden.
- Wenn der Sumpf des Zweit- und Gebrauchtmarkts ausgetrocknet ist, dann wird sich auch das Fahrrad-Rauben nicht mehr lohnen.
- Tipps wie man sein Rad sichern kann finden sich im Internet zur Genüge. Von guten Kettenschlössern über schräge Ideen wie Stinkbomben bis zur Digitalen Überwachung via GPS. „Sichern“ heißt dabei natürlich nicht „Sicher“. Wer sich im Visier von Räubern befindet, weil diese genau jenes Modell auf der Bestellliste haben, wird keinen Dieb davon abhalten können hier zuzuschlagen. Kein Schloss ist für Profis nicht knackbar.
- Natürlich sind auch eventuelle Strafen für die Diebe kaum abschreckend. Im Gefängnis landet ja schließlich niemand mehr. Darum sollten die Polizei-Organe vermehrt auf das „Danach“ achten. Wenn der Absatz auf dem Schwarzmarkt ausgetrocknet würde, dann lohnt sich auch das Stehlen nicht mehr. Keine Freude dürften damit die Fahrrad-Hersteller und Händler haben; Wenn den 340.000 aktenkundig gestohlenen Fahrraddiebstählen pro Jahr (nur in Deutschland) kein Neukauf folgt, entgehen dem Handel ca. 100 Millionen Euro. Berechnet auf der Grundlage von nur 300,00€ pro Rad.
- Weltweit wird das Gesamtvolumen des Fahrradmarktes für das laufende Jahr auf fast 50 Milliarden geschätzt. (2012 waren es noch 38.500.000.000 €)