VIRGINIA
JETZT!
live
am 21. März 2007
Innsbruck
VAZ Hafen - 20.00 Uhr
Support: "Justin Balk"
siehe
auch Künstler-Info HIER
Virginia
Jetzt!
„Land Unter“
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VÖ
Album „Land unter“ 19.01.2007
VÖ
Single „Mehr als das“ 05.01.2007
Wenn
in der Nordsee die Sturmtiden auftreten, die Flut also höher
steigt als sonst, dann verschwinden die kleinen Inseln vor der Küste,
die Halligen, zu großen Teilen unter Wasser. Das Grünland, auf
dem sonst die Tiere weiden, sinkt unter die peitschende, graue
See. Nur die Warften, die Erdhügel, die die Menschen dem Meer
abgerungen haben, ragen noch aus den Fluten. Darauf stehen die
kleinen Gehöfte, in denen jetzt jeder auf sich gestellt ist.
Die Bindungen an die Außenwelt sind abgeschnitten, die Anderen
verschwunden in einem gischtumtobten Nichts, das keinen Ausweg
mehr zulässt. Für diesen Zustand haben die Menschen in
Nordfriesland einen Namen gefunden: „Land Unter“.
Das
neue Album von Virginia Jetzt! beginnt folgendermaßen:
Viertelakkorde auf dem Piano, dazu eine kleine Melodie. Nach
vier Takten Einsatz Band, Streicherharmonien sofort mit dabei.
Weitere acht Takte später setzt Sänger Nino ein: „Ich lauf
Dir zu, dir mitten in Dein Leben, völlig kopflos, als würde es
sowas nie wieder geben.“ Dieser Anfang macht es natürlich
wirklich einfach, fest daran zu glauben, dass sich zehn kleine
Herzenssongs aneinander reihen werden. Eine Disziplin, in der
die vier Brandenburger seit der Bandgründung 1999 als kaum
schlagbar gelten. Mit den Singles der ersten beiden Alben sind
sie im Mainstreamradio gespielt worden. Und bei den coolen
Jugendsendern. Über 100.000 verkaufte Platten hat Ihnen das
insgesamt eingebracht, genauso wie vier Plätze auf der Couch
von Stefan Raab. Da weiß man ja, was man zu erwarten hat. Das
neue Album bricht mit dieser Tradition. Es folgen schwermütige
45 Minuten, an deren Ende man so tief in die eigenen Abgründe
geführt worden ist, dass man keine Lust hat, jetzt einfach eine
andere Platte aufzulegen. Virginia Jetzt! fordern Aufmerksamkeit
ein, den Willen, tief im Herzen nachzufragen und eigene
Schmerzen wieder zu durchleben. Das Schöne in der Dunkelheit
will entdeckt werden.
Auf
der kleinen Hallig Süderoog leben im einzigen Haus der Insel
nur zwei Menschen: Gudrun und Hermann, ein Ehepaar. Die beiden
haben sich vor ein paar Jahren mal einen Fernseher gekauft. Den
haben sie dann aber schnell wieder abgeschafft, weil sie nicht
mehr genug miteinander geredet haben. Der Briefträger braucht
zwei Stunden, um von Pellworm sieben Kilometer durchs Wattenmeer
zu laufen. Wenn es das Meer zulässt. Wenn einer von beiden
stirbt – was macht dann wohl der andere?
Virginia
Jetzt! unterliegen diversen Missverständnissen. Die Band hat
natürlich immer wieder Songs geschrieben, die das Hohelied der
Liebe singen. „Dreifach schön“ auf dem ersten Album „Wer
hat Angst vor Virginia Jetzt!“ war so ein Song. Da standen sie
gerade am Anfang ihrer Bandkarriere und dieses ganze Spiel aus
Videorotationen, Charts, Tourleben und Gastauftritten bei Alanis
Morisette war noch neu und frisch. Sänger Nino, Schlagzeuger
Angelo, Gitarrist und Pianist Thomas und Bassist Mathias waren
die sympathischen Sunnyboys, in die sich Redakteurinnen von
Online Magazinen verknallen. Typen, die auf der Bühne auch mal
fünf Minuten quatschen, wenn es der Moment hergibt. Die sind
sie heute auch noch. Aber schon auf „Anfänger“, der zweiten
LP, haben sich Brüche offenbart. Auf der einen Seite steht da
„Ein ganzer Sommer“, ein Radiohit erster Güte,
Mitsingwahnsinn bei Konzerten, gutes Wetter, schlechtes Wetter,
Liebe. Daneben gab es schon vor zwei Jahren einen Song wie „In
der Finsternis“. Getragenes Soloklavier, Thomas Bernhard
Zitat. Die erste Single aus der neuen Platte heißt „Bitte
bleib nicht, wenn Du gehst“ und reißt wütend das Tempo nach
vorne, um dann im Refrain in sich zusammen zu sacken, am Ende
des Zorns in Melodiewelten zu kollabieren. Es geht um Verlust,
den man wegräumen und wegschaufeln will. Und der immer noch da
bleibt.
Die
Kraft der Natur bestimmt das Leben auf den Halligen. Eine
Sturmflut hat die Hallig Nordstrandischmoor erst entstehen
lassen. Sie hat die damalige Insel Strand an sich gerissen und
in vier Teile geteilt wieder ausgespuckt. Die Menschen haben
sich arrangiert. 500 Hektar maß die Hallig damals. Die Nordsee
kommt immer wieder und holt sich mehr Land. 170 Hektar sind
heute noch geblieben. Und die Menschen arrangieren sich wieder.
Und wieder.
„Für
einen, der aufsteht, gibt’s einen, der fällt, nichts in Sicht
von einer besseren Welt“ singt Nino und die Tonalität ist
jetzt, bei Titel vier, klar vorgegeben. Neu an Virginia Jetzt!
ist, dass sie die Welt nicht mehr nur durch privates Erleben erzählen.
Der Mauerfall wird auf „Weit weg“ zur Metapher für eine mögliche
Beziehung, die aber nie erreichbar ist. „Ich kann nicht wie
die anderen“ erzählt von der Entfremdung in einem Umfeld, das
immer cooler, lässiger, sexier wirken will als man selbst.
„Idioten“ sind das in den Worten von Songschreiber Thomas Dörschel,
dem jetzt auch mal der Kragen platzt, wenn es nicht mehr geht. Dörschel
sucht das Heil im Schmerz, im
bewussten Erzählen von Grenzsituationen des Lebens, in
denen nichts mehr den Anlass zur Hoffnung gibt. Ob das privates
Erleben reflektiert oder eine Kunstwelt aufbaut? Ich weiß es
nicht, eine Wand des Schweigens und Ausweichens umgibt den Mann,
in dessen Songs viele nicht weniger als ihr eigenes Leben sehen.
Die
Musik dazu baut Spannungsfelder auf, weil sie nicht eindeutig
bleibt. Viel Style Council, Northern Soul, Epik hat die
klassischen Bandarrangements abgelöst. Die Songs springen aber
eben auch mal durch die Gegend, lassen Spielfreude zu, Groove,
alles ganz indieunübliche Möglichkeiten. Nach einer Strophe
rumspringen landet man wieder bei den Texten und spürt die
Ironie in diesem Songwriting. Virginia Jetzt! haben kein drittes
Album gemacht, das vergangene Erfolgsformeln aufgreift und
reinterpretiert: Die zehn Songs erschüttern das musikalische
und inhaltliche Verständnis der Band in den Grundfesten und
ergeben so nahezu ein erneutes Debütalbum. Erstaunlich daran
ist: Von Produzent Jem, über die Hamburger Gaga Studios bis hin
zum Mastering im Düsseldorfer Skyline ist vieles gleich
geblieben im Kosmos der Band. Das Neue, Dunkle kommt von Innen.
Darum musste die Band kämpfen: Auf die selbst verordnete
sechsmonatige Pause folgte ein weiteres halbes Jahr, in dem man
mit viel Sprechen und Herantasten wieder ein Bandgefühl
formulieren musste, das schließlich in Songs gepackt werden
sollte. Harte Arbeit am „Wir“, Reibung und Konflikte
inklusive. Am stärksten wird der Sog dieser Stücke dann, wenn
Musik und Inhalt wie beim von akustischer Gitarre dominierten
Titelstück eine gemeinsame Sprache sprechen: „Wenn man nicht
weiß, was man tut und nicht lebt, wie man muss und
alles zusammenbricht und wenn man trotz allem glaubt, man
war es nicht, das stimmt dann nicht.“ Das neue Album von
Virginia Jetzt! heißt „Land Unter“.
Die
Halligen stehen gute zehnmal im Jahr unter Wasser. Danach kommt
das Grün wieder zum Vorschein, das Leben geht weiter. Das haben
sie auf Jordsand auch gedacht. Seit sieben Jahren gibt es die
Insel nicht mehr.
Kartenvorverkauf
bei:
Ö-Ticket
–0512/5356 oder 0512/5307-182,oder
TIROL: Innsbruck-Information;
X-Double, Cafe Testarossa im Tivoli neu, IVB; TT-Kundencenter;
Musikladen; Christophorus-Reisen; Media Markt; STUDIA;. Hall-Musikpark;
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Media Markt.
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Bozen-Disco
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